Was unser KI-Trainer vor hat

Viele denken beim Thema künstliche Intelligenz an Kinofilme, in denen falsch programmierte Roboter versuchen, die Menschheit zu zerstören. Künstliche Intelligenz hat aber viele Vorteile – auch für kleine und mittlere Unternehmen. Welche das sind und warum es sich gerade für diese Unternehmen lohnen kann, KI einzusetzen, darüber berichtet David Unbehaun. Er ist der neue KI-Trainer des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Siegen und wird Unternehmen der Gesundheitswirtschaft beim Thema KI unterstützen.

Was bedeutet künstliche Intelligenz eigentlich genau?

Unbehaun: Einheitlich definiert ist der Begriff nicht, KI ist ein Überbegriff für viele Disziplinen und eine weit gefasste Umschreibung wissenschaftlich-technischer Entwicklungen und Anwendungen mit ökonomischen und sozialen Auswirkungen. Jeder von uns hat künstliche Intelligenz schon einmal benutzt, ohne es vielleicht zu wissen. Navigationssysteme, Streaming-Dienste und soziale Medien basieren teilweise etwa auf künstlicher Intelligenz. KI fokussiert sich auf die Lösung konkreter Anwendungs-Probleme und unterstützt Menschen bei Arbeits- und Entscheidungsprozessen. KI kann in diesem Prozess lernen, daraus Schlussfolgerungen ziehen und sich selbst korrigieren.

Wo begegnet uns heute im alltäglichen Leben schon KI?

Unbehaun: Was in unseren sozialen Netzwerken im Feed angezeigt wird, das entscheidet eine KI. Die Technologie ist aktuell schon sehr präsent im privaten und beruflichen Umfeld. Sie begegnet uns zum Beispiel auch bei der Spracherkennung oder Smart Home-Systemen.

Warum lohnt es sich für kleine und mittlere Unternehmen, KI einzusetzen?

Unbehaun: Es wird zunehmend wichtiger, aus vorhandenen Daten und Informationsflüssen neues Wissen und Wertschöpfung zu generieren. Dabei geht es nicht nur um produzierendes und verarbeitendes Gewerbe und deren Prozesse, sondern auch um Akteure aus der Gesundheitswirtschaft und die Dienstleistungen wie medizinische Diagnostik, Therapiesteuerung, Betreuungsleistungen, Pflege und Versorgungsprozesse.

Was bietest Du als KI-Trainer im Kompetenzzentrum jetzt konkret für Unternehmen an?

Unbehaun: Wir wollen es allen kleinen und mittleren Unternehmen ermöglichen, die Möglichkeiten von KI kennenzulernen. Sei es in einem Workshop zum Thema oder in einem ganz konkreten Umsetzungsprojekt. Außerdem wollen wir explizit Akteure der Gesundheits- und Pflegewirtschaft ansprechen und dabei unterstützen, die Potentiale von KI auch für ihren beruflichen Alltag zu entdecken. Wir würden gerne gemeinsam mit Pflegefachkräften herausfinden, wie KI sie bei Routineaufgaben entlasten kann. KI-basierte Technologien oder Assistenzrobotik kann auch für Patienten und Pflegebedürftige Mehrwerte schaffen. Auch für die Prävention hat KI großes Potential. Ich denke dabei etwa an Systeme, die Mitarbeiter bei mehr Aktivität und Bewegung am Arbeitsplatz unterstützen können.

Neue Technologien schüren ja oft auch Ängste bei den Mitarbeitern. Wie willst Du denen begegnen?

Unbehaun: Das versuche ich durch einen Dialog und durch die Integration von verschiedenen Akteuren. Da es voraussichtlich viel um Technologie und Gesundheitsdaten als Grundlage für den KI-Einsatz geht, werden wir Fragen und Ängste rund um Regulierung, Ethik und Datenschutz von Anfang an mit thematisieren. Es geht darum, mit den Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen und ihre Befürchtungen ernst zu nehmen, ihnen aber auch gleichzeitig die Vorteile aufzuzeigen, die KI für sie haben kann.

Das Interview ist in unserer Zeitung mit unserem Rückblick auf drei Jahre Kompetenzzentrum und einem Ausblick auf die Zukunft erschienen. Die komplette Zeitung finden Sie hier.