Mit Digitalisierung zu mehr Nachhaltigkeit

Vielen kleinen und mittleren Unternehmen ist es gar nicht bewusst, dass sie mit digitalen Technologien ganz leicht etwas für ihre Nachhaltigkeit tun können. „Energiemanagement wird für kleine und mittlere Unternehmen oft gefördert und deshalb kann das ein toller Einstieg in die Digitalisierung sein“, erklärt Dr. Nico Castelli, der beim Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Siegen für Nachhaltigkeit zuständig ist.

Größere Unternehmen sind verpflichtet, ein so genanntes Energieaudit zu machen. Dabei werden Daten erfasst und Verbesserungsvorschläge abgeleitet. „Das bedeutet nicht die Pflicht, sofort etwas verbessern zu müssen. Es geht erstmal darum, zu gucken, wo es überhaupt Potenzial für Verbesserungen gibt“, sagt Castelli.

In einem solchen Audit sind spezifische Schritte festgelegt: Ein Auditor macht zum Beispiel eine Werksbegehung und erfasst, wo Energieverbraucher existieren. „Er sieht sich etwa an, welche Lampen verbaut sind oder was an Gas und Wasser verbraucht wird“, erklärt Castelli. Als nächstes zeigt er die Potenziale für Verbesserungsmöglichkeiten auf. „Was bei den meisten Firmen am Anfang herauskommt, ist, dass man die ganzen Lampen durch LED-Leuchtmittel ersetzen könnte“, weiß Castelli.

Für kleine und mittlere Unternehmen ist ein solches Energieaudit nicht verpflichtend. „Das schreckt die Firmen erstmal ein bisschen ab, weil sie auch in vielen anderen Bereichen schon Vorlagen erfüllen müssen und sie das dann verständlicherweise nicht noch in einem weiteren Bereich möchten“, sagt er. Ein Energieaudit kann aber ein guter Anfang sein, um sich systematisch mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Zusätzlich empfiehlt der Experte Unternehmen, eine Lastspitzenanalyse zu machen. „Das ist das, wodurch viele kleinen und mittleren Unternehmen schnell und einfach Energiekosten einsparen können“, erklärt er. Eine Lastspitze kann schnell entstehen, wenn beispielsweise viele Maschinen gleichzeitig anlaufen. „Im Stromnetz muss immer das Gleichgewicht gehalten werden, es darf nicht weniger ins Stromnetz reingegeben werden, als abgenommen wird. Deshalb müssen Unternehmen mehr für den Strom bezahlen, wenn sie eine Lastspitze verursachen.“

Eine solche Lastspitzenanalyse hat Nico Castelli schon bei einem produzierenden Unternehmen im Kreis Olpe gemacht. „Die Firma hat einen fünfstelligen Betrag im Jahr nur für die Lastspitzen gezahlt“, erinnert er sich. Das Unternehmen wusste aber nicht genau, woher die Lastspitzen kommen. „Eigentlich hätte man da dann Energiedaten aufnehmen und dafür Sensorik installieren müssen. Aber wir wollten da erstmal rangehen, ohne große Investitionskosten zu haben“, erklärt Castelli.

Bei Unternehmen, die mehr als 100.000 Kilowattstunden im Jahr verbrauchen, wird eine sogenannte registrierende Leistungsmessung vom Energieversorger durchgeführt, weiß Castelli. Das bedeutet, dass der Energieversorger viertelstundengenau aufzeichnet, wieviel dieses Unternehmen an Strom verbraucht.

„Das ist bei vielen produzierenden Unternehmen der Fall“, sagt Castelli. Zusätzlich hat er dem Unternehmen aus dem Kreis Olpe empfohlen, eine Woche lang genau aufzuschreiben, wann welche Maschine läuft und welcher Auftrag gerade ausgeführt wird. „Dabei ist herausgekommen, dass die Lastspitzen dadurch verursacht wurden, dass eben viele Maschinen gleichzeitig angeschaltet wurden“, sagt er. Jetzt werden die Maschinen morgens versetzt voneinander eingeschaltet. Dadurch konnte das Unternehmen schon Stromkosten einsparen.

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Dieser Artikel ist Anfang März 2021 hier im Wirtschaftsreport der IHK Siegen erschienen.