Wenn Mario Hecken die Qualität eines Produkts überprüfen will, musste er bislang bis zu 80 einzelne Punkte auf sechs DIN-A4-Seiten ausfüllen. „Absolute Papierverschwendung“, findet der Mitarbeiter von EMG Automation in Wenden.
Der Hintergrund
Die Firma stellt Bandlaufregelsysteme für den Stahlbereich her, damit wird zum Beispiel geregelt, dass Stahlbleche gerade in eine Walzmaschine eingezogen werden. Diese Bleche werden später etwa in Autos verbaut. Die Firma hat am Standort in Wenden 360 Mitarbeitende.
Mario Hecken ist in dem Unternehmen für das Qualitätsmanagement zuständig. Er überprüft bei den Bandlaufregelsystemen zum Beispiel die Schweißnähte und die einzelnen Stücklisten, also ob auch alles an Zubehör dabei ist, was dabei sein muss. Falls er einen Fehler findet, wie etwa einen Kratzer im Lack, muss er das umständlich in seine Papier-Checkliste eintragen und mit Fotos dokumentieren. „Wenn ich dann im Büro zurück bin, geht die Telefoniererei los: Ich muss dem zuständigen Mitarbeitenden Bescheid sagen, eventuell noch den Vertrieb informieren und so weiter.“ Deshalb hat er sich eine einfachere und digitale Lösung für das Qualitätsmanagement gewünscht, wusste aber nicht genau, wie sie aussehen könnte.
Der Kontakt zum Kompetenzzentrum
Auf einer Veranstaltung vom Kreis Olpe hat er das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Siegen kennen gelernt, und davon erfahren, dass die Mitarbeitenden des Zentrums kleine und mittlere Unternehmen beim Thema Digitalisierung unterstützen. „Ich habe die Vertreter direkt vor Ort angesprochen und von meinem Problem berichtet“, erinnert er sich. Kurz danach hat das Kompetenzzentrums-Team sich mit Mario Hecken und seinem Chef André Auerbach zusammengesetzt und besprochen, welche digitalen Möglichkeiten es gibt.
Auch André Auerbach war sofort von der Idee begeistert, eine digitale Lösung zu bekommen. Er weiß aber auch, dass es darauf ankommt, sie nutzerfreundlich zu gestalten. „Wenn die Systeme nicht einfach zu bedienen sind, benutzen die Mitarbeitenden das nicht“, weiß er aus Erfahrung. Bislang wurden die Checklisten auf Papier ausgefüllt und dann eingescannt. „Einscannen heißt ja noch nicht digitalisieren“, weiß André Auerbach. „Es wäre echt toll, wenn der ganze Papierkram wegfällt“, ergänzt Mario Hecken.
Die Idee
Zusammen mit Alexander Boden vom Kompetenzzentrum ist schließlich die Idee entstanden, künftig eine App für das Qualitätsmanagement zu nutzen. André Auerbach will damit nicht nur Papier einsparen, sondern auch den Wertschöpfungsanteil im Unternehmen erhöhen. „Ein Prüfvorgang dauert pro Anlage etwa eineinhalb Stunden. Wir rechnen damit, dass durch die Benutzung der App 20 Minuten pro Prüfauftrag eingespart werden können“, glaubt er.
Die Umsetzung
Eine erste Version der App testet Mario Hecken gerade. Das Kompetenzzentrum hat für die App eine Software genutzt, die auch schon bei anderen Projekten zum Einsatz kam. „Wir haben sie an die Bedürfnisse von EMG Automation angepasst“, erklärt Alexander Boden vom Kompetenzzentrum. Mario Hecken und er tauschen sich dann über Verbesserungswünsche aus und ändern die App, bis sie passt. „Die Software lässt sich für ganz unterschiedliche Bedürfnisse einsetzen“, erklärt Alexander Boden. In einem anderen Projekt des Kompetenzzentrums soll sie zum Beispiel Maschinenbedienende beim Rüsten unterstützen.
Mario Hecken bekommt in der App die einzelnen Checklisten-Punkte angezeigt. Er kann auswählen, ob der überprüfte Punkt in Ordnung ist. Außerdem kann er nötige Maßnahmen vermerken, den Termin dafür und wer dafür verantwortlich ist. Klickt er auf den Menüpunkt Bild, gelangt er direkt zur Kamera seines Smartphones. Künftig soll es über die App auch möglich sein, den zuständigen Mitarbeiter direkt zu kontaktieren. „Dann hätte die Telefoniererei endlich ein Ende“, hofft er.
Ansprechpartner

Dr. Martin Stein
stein@kompetenzzentrum-siegen.digital
Telefon +49 2241 14 3619